Warum ich den Körper in meinen Coaching-Prozess mit einbeziehe
“Man sieht nur mit dem Herzen gut - aber fühlen kann man mit dem ganzen Körper”
In letzter Zeit wurde mir öfters die Frage gestellt, warum ich den Körper mit in meine Arbeit einbeziehe, und was ich darunter verstehe. Dieser Frage gehe ich jetzt in diesem Blogbeitrag nach. Fangen wir doch mal ganz vorne an, beim Körper selbst und wie er mit der Psyche, bzw. der Seele verbunden ist. Unter der Seele verstehe ich übrigens die Gesamtheit aller Gefühlsregungen, Emotionen und geistigen Vorgänge beim Menschen.
Körper und Seele
Es ist nicht neu, dass Körper und Seele miteinander verwoben sind. Viele von uns haben schon einmal erlebt, wie uns eine schlechte Nachricht auf den Magen geschlagen ist oder uns Kopfschmerzen bereitet hat. Wie wir aus der Psychologie wissen, reagiert der Körper auf psychische Probleme mit physischem Unwohlsein. Zum Glück ist dieser Einfluss des Seelischen auf den Körper aber keine Einbahnstraße, sondern lässt sich auch nutzen, um dem Körper zuzuhören. Gerade beim körperbasierten Coaching geht es nicht nur um körperliche Symptome, sondern vielmehr darum, wieder dem Körper zuzuhören, über den Körper ins Fühlen zu kommen. Wieder einen bewussten Zugang zu sich und seinem Körper als Ganzes zu erfahren. Zum Beispiel um innere Blockaden, einschränkende Glaubenssätze und negative Gedanken und Gefühle, die sich oft auch körperlich bemerkbar machen, wahrzunehmen. Das Feld der Psychosomatik, das sich mit dem Einfluss der Psyche auf das körperliche Befinden beschäftigt, wächst zusehends. Es sieht Körper und Psyche als zwei Seiten der gleichen Medaille.
Nicht nur die Psyche beeinflusst den Körper, sondern auch andersherum der Körper die Seele, wie wissenschaftliche Disziplinen wie die Neurowissenschaft bestätigen. So zeigen neuere Erkenntnisse, dass biochemische Abläufe im Körper Menschen auch seelisch so aus dem Gleichgewicht bringen können, dass sie unter psychischen Erkrankungen leiden. Der Grund dafür ist unser autonomes Nervensystem, das für die Regulierung des Anspannungs- und Entspannungslevels verantwortlich ist. Eigentlich sollten sich der Parasympathikus, der für Entspannung verantwortlich ist, und der Sympathikus, der unseren Körper durch Stress aktiviert, abwechseln und in etwa die Waage halten. Allerdings führt ein dauerhaft stressiger Alltag und ein Gefühl der ständigen Unsicherheit bei vielen Menschen zu einem andauernden “Kampf oder Flucht” Modus. Das kann sich auch auf die Gesundheit negativ auswirken und daher ist es wichtig, das Gleichgewicht wieder herzustellen und dem Parasympathikus und damit der Entspannung wieder mehr Raum zu bieten. Mit dem körperbasierten Coaching setze ich genau da an und beziehe den Körper unterstützend mit ein, wenn wir mit Gefühlen und Emotionen arbeiten. Dabei geht es darum zuzuhören, was der Körper zu sagen hat, anstatt immer der Stimme im Kopf und damit alten Glaubenssätzen zu lauschen. Es geht um die Körperintelligenz, die Intuition, mit der ich arbeite, damit meine Klienten*innen wieder zu ihrem wahren Selbst finden, um ein authentisches Leben zu führen und mehr Lebensqualität in ihr Leben zu lassen.
Embodiment
Embodiment (zu Deutsch am ehesten mit dem Begriff Verkörperung gleichzusetzen ist ein Ansatz, den ich in meiner Arbeit mit einbeziehe, um Körper und Körperbewusstsein, aber auch die Intuition und Körperintelligenz in den Prozess mit einzubeziehen. In einem Text von Wolfgang Tschacher und Maja Storch wird Embodiment meiner Meinung nach sehr akkurat beschrieben: „Wir wollen mit Embodiment ausdrücken, dass Psychologie im Bewusstsein betrieben werden sollte, dass die Psyche immer in einen Körper eingebettet ist. Erst vor diesem Hintergrund wird nach unserer Überzeugung eine vollständige Theorie der Psychologie möglich.“ Ein Impuls führt immer zu einer Resonanz in unserem Körper, die allerdings zuerst unbewusst ist. Erst dann werden Körperempfindungen zu Wahrnehmungen.
„Emotionen oder Gefühle entstehen da, wo Verstand und Körper aufeinandertreffen. Sie sind die körperliche Reaktion auf den Verstand.“
Embodiment stellt also das Körperliche, eine Haltung, einen Gesichtsausdruck oder ein Bewegungsmuster in den Fokus der therapeutischen Arbeit und oder des Coaching. Ziel dieser Arbeit ist es, die eigene Körperwahrnehmung zu schulen und bewusst mit dem eigenen Körper in Kontakt zu kommen. Denn der Körper zeigt uns das Spiegelbild unseres Verstandes, wenn wir ihn betrachten wollen, müssen wir unsere Emotionen ansehen, so wie sie körperlich fühlbar sind. Oder wie Peter Levine, Begründer der Traumatherapie Somatic Experiencing es ausdrückt: "Damit wir unsere Richtung im Leben wissen, müssen unsere Emotionen uns Informationen liefern, statt uns zu beherrschen."
Tiefgehende, lang anhaltende Veränderungen finden nur dann statt, wenn wir sie auch fühlen. Gedanken und Handlungen können Gefühle erzeugen, und genauso werden unsere Gedanken wiederum von unterbewussten Prozessen beeinflusst. Sowohl bewusste als auch unbewusste Erfahrungen haben Einfluss auf unser Handeln, alles steht miteinander in Verbindung. Wenn wir etwas in unserem Leben wirklich transformieren wollen, dann geht das über Akzeptanz und Annahme von Gefühlen. Dafür müssen wir mit uns selbst in Kontakt sein und eine vertrauensvolle Beziehung zum eigenen Körper aufbauen. Über den Körper können wir Erfahrungen und Erkenntnisse wahrnehmen, unverfälscht von den Stimmen und Gedanken in unserem Kopf, die von Gesellschaft, Umwelt oder vorausgegangenen Erfahrungen verfälscht oder zumindest eingefärbt sind.
Wie ich den Körper einbeziehe: Körperbasiertes Coaching
In meiner Arbeit beziehe ich auf verschiedene Weise den Körper mit ein. Ein elementarer Grundstein meiner Philosophie ist, mit dem Körper in Kontakt zu kommen und die Verbindung der eigenen Intuition mit dem Denken wieder herzustellen. Von einer Therapeutin habe ich den Satz des kleinen Prinzen "Man sieht nur mit dem Herzen gut“ auf meinen persönlichen Weg mitbekommen.
Seither begleitet er mich und erinnert mich daran, spontan zu sein, die Dinge im Leben zu machen, die mir Spaß machen. Im Hier und Jetzt zu leben. Dennoch wuchs mit der Zeit in mir das Gefühl, dass der Satz unvollständig ist und die Verbindung zum Bauchgefühl (zur Intuition) und generell zur Körperwahrnehmung vernachlässigt. Von daher habe ich für mich den folgenden Satz formuliert: “Go with all your heart, trust your guts and let your head take action.” Man könnte ihn in etwa übersetzen mit: “Geh mit ganzem Herzen voran, vertraue deinem Bauchgefühl und lass deinen Kopf die Umsetzung übernehmen.”
Ganz konkret arbeite ich auf Körperebene mit Wahrnehmungspräzisierung, Übungen zum Körpergefühl und Körperwahrnehmung, geführten Meditationen, dem Atem und der achtsamen Körperarbeit (Massagen, Körperlesen, Elemente aus der Bewegungstherapie). Ich möchte sowohl physisch als auch psychisch mit meinem Gegenüber arbeiten, ihn mit seinen Emotionen, seinen inneren Themen, aber auch in seiner körperlichen Form ganzheitlich wahrnehmen. Bei meiner Arbeit geht es darum, das Du Dich selbst spürst, loslässt und wieder mit Dir in Einklang kommen kannst.
Die beiden wichtigsten Säulen meiner Arbeit sind das Gespräch basierend auf Gesprächstherapie und Integralem Focusing auf der einen und die Körperarbeit mit Rebalancing, Holistic Bodywork und Thai Bodywork. Dabei arbeite ich immer integral, ganzheitlich & methodenübergreifend. Meine Rolle ist es, Dich in Deinem Prozess zu begleiten, Du bestimmst den Weg. Wenn wir im Focusing nur mit dem Gespräch arbeiten, kommen wir genauso mit uns, unserer Intuition und unserem Körpergefühl in Kontakt wie mit Massage und anderen physischen Techniken.