Was ist Focusing?
Focusing ist eine Methode, die sich aus der Gesprächstherapie von Carl Rogers herausentwickelt hat und wurde von seinem Wegbegleiter Eugene Gendlin begründet. Somit ist Focusing unter der humanistischen Psychotherapie angesiedelt. Sie ist philosophisch begründet, wissenschaftlich überprüft und klinisch erprobt. Beim Focusing geht es darum, den Körper als Ganzes - mit seinen Emotionen und Empfindungen - wieder mit einzubeziehen. Im Zentrum steht das Wahrnehmen und das in-sich-hinein-spüren und als nächster Schritt das Verknüpfen von Fühlen, Denken und der inneren Stimme. So eignet sich Focusing nicht nur als Methode für Psychotherapien, sondern auch für Coaching. Oder man kann es erlernen, um es für sich selbst in einschneidenden Lebenssituationen (beispielsweise in Lebenskrisen, nach Diagnose einer schweren Krankheit, traumatischen Erlebnissen oder zur Trauerbewältigung) anzuwenden.
Eugene Gendlin, hatte in den früheren 1960er Jahren beobachtet, dass Psychotherapiepatienten viel größere Veränderungsprozesse erlebten, wenn sie auch den Körper und ihre Empfindungen miteinbezogen und die Probleme nicht nur mit dem Verstand zu lösen versuchten. Aus dieser Erkenntnis entwickelte und gründete er die Focusing Methode.
Ich selbst arbeite mit einer Weiterentwicklung des reinen Focusing, nämlich mit der Integralen Focusingtherapie. Diese weiterentwickelte Form ist ebenfalls von Eugene Gendlin und dem Focusing Institute New York anerkannt. Sie bildet die Basis meiner Arbeit und ist die Grundlage meiner Philosophie.
Oft ist es doch so, dass wir Probleme oder Krisen sehr kopflastig angehen. Wir grübeln in Endlosschleifen und kommen dennoch kaum voran. Dabei zeigt unser Körper durch Gefühle, durch körperliche Symptome (Kopfschmerzen, Verspannungen, Schlaflosigkeit) sehr gut, was los ist und was uns fehlt. Wir tragen die Antworten sozusagen bereits in uns. Wir haben lediglich verlernt hinzuschauen, hineinzuhorchen und zu verstehen. Mithilfe des Focusing können wir wieder lernen, diesen körpereigenen Kompass zu lesen oder das, was noch diffus und nicht ganz greifbar ist, hervorzuholen, zu benennen und miteinzubeziehen. So gesehen werden wir zu Entdeckern unserer inneren Welt. Wir erforschen, was noch im Verborgenen liegt, holen es hervor und kommen so in Kontakt zu uns selbst. Haben wir auf diese Weise gelernt wieder eine vertrauensvolle Beziehung mit uns selbst zu führen, sind wir auch wieder in der Lage, klare Entscheidungen zu treffen.
Wenn im Focusing von Emotionen die Rede ist, sind allerdings nicht immer nur die oberflächlichen eindeutigen Gefühle wie Freude oder Neid gemeint, sondern eher die darunter liegenden noch diffusen Empfindungen. Eugene Gendlin hat hier den Begriff Felt Sense (,was im Deutschen etwas mit “Gefühlter Sinn” interpretiert werden könnte) geprägt. Es geht also um ein Zusammenspiel aus emotionalen und mentalen Bestandteilen, die im Körper erlebt werden, aber noch nicht ganz greifbar sind. Felt Sense ist nichts Statisches. Er entsteht, verändert sich, wenn er genauer betrachtet wird, vergeht. Wird das Diffuse durch eine stimmige Symbolisierung beschrieben, so taucht bei der Klienten*in eine körperlich spürbare Erleichterung auf, der Felt Shift (, was im Deutschen als “gefühlte Veränderung” übersetzt werden könnte).
Focusing ist eine erlebniszentrierte Methode des achtsamen Hineinspürens in den Körper. Hierbei geht es um bewusstes Wahrnehmen. Es ist also in anderen Worten eine Wahrnehmungspräzisierung, die ich in meiner Arbeit mit der klientenzentrierten Gesprächstherapie und dem integralen Coaching verbinde. Bei diesem Prozess begleite ich Dich durch das Gespräch und Deine Körperwahrnehmung. Nicht die schnelle kurzfristige Lösung, sondern ebendieser Prozess selbst steht für meine Arbeit im Vordergrund, sodass sich auch eine langanhaltende und tiefgreifende Veränderung entwickeln und festigen kann. Als Basis dafür dienen die Grundpfeiler:
Empathie, Akzeptanz und Authentizität
Empathie, in dem Sinne, dass wir den Gefühlen und Wahrnehmungen, die wir vorfinden, Raum geben und sie sein dürfen. Akzeptanz, weil wir sie vorurteilsfrei annehmen, wie sie sind. Und Authentizität, weil wir erst durch die wiedergewonnene zusätzliche Dimension des wiederentdeckten Innenlebens wieder ganz sind und authentisch handeln und leben können. Allein dadurch, dass wir Empfindungen wahrnehmen, ihnen Platz schaffen und sie einfach nur betrachten, können sie sich transformieren, kleiner werden oder gar ganz auflösen.
Für mich als Dein Begleiter bedeuten diese Grundpfeiler wiederum, dass ich emphatisch auf Dich eingehe und Dir mit Akzeptanz offen und wertfrei gegenüberstehe, egal welches Thema Du mitbringst. Unter Authentizität verstehe ich, dass ich Dir nicht distanziert eine Rolle spielend, sondern mit meinem aufrichtigen Ich begegne.
Focusing ist, der Stimme des Körpers zu folgen. Hinhören, spüren, bewusst wahrnehmen und annehmen was da ist und so den nächsten anstehenden Heilungs- und Entwicklungsschritt im Leben erkennen und integrieren.